Führung durch das Museum

Wir laden Sie herzlichst zum Besuch des FranciszekTreder Kaschubischen Museums in Kartuzy ein.

Dieses Museum ist ein unvergesslich attraktiver Ort, welcher Sie mit dessen reicher Geschichte, sowie der Ausstellung über kulturelles Erbe der Kaschubei begeistern wird. Hier werden Sie sehr interessante Begegnungen mit der Literatur, der materiellen Kultur, mit der Sprache, aber auch mit der Geschichte und der regionalen Traditionen der Kaschuben erleben.

Einzigartige Architektur, schöne Seen, Hügellandschaft und Wälder wirken seit Jahrzehnten wie ein Magnet auf zahlreiche Touristen aus Polen und dem Ausland. Die vielseitige und malerische Landschaft bietet den Besuchern Vieles zu jeder Jahreszeit an. Unsere Region kann man beispielsweise vom Wasser aus, auf einer Kanufahrt, auf verschiedenen Wanderwegen oder Radtouren erleben'

1978 besuchte Günter Grass das Kaschubische Museum in Kartuzy, und zwar im Zusammenhang mit der Verfilmung seines Romans „Die Blechtrommel“. Kartuzy finden wir auch in dem Roman „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“:Ihm ist zu verdanken, dass Akzente kaschubischer Kultur sich im Bewusstsein europäischer Kultur eingefunden hatten. Grass stellte die Kaschuben als eine Gruppe zwischen den Polen und Deutschen, welche von beiden Nationen, leider oft als Bürger niedrigeren Ranges wahrgenommen wurden.

Die Kaschubei war über Jahrhunderte eine multiethnische, von Kaschuben-Polen, Deutschen und Juden bewohnte Region. Die Bevölkerungsstruktur in Pommern, darunter auch jene des Kreises Kartuzy, wurde von komplizierter Geschichte geprägt. Es lohnt sich, diese Geschichte besser kennenzulernen, um auch die Besonderheit dieser Region zu verstehen.

Ihre Zeit verbrachten hier viele namhafte Schriftsteller, Bildhauer und Maler, beispielsweise Daniel Chodowiecki, der in die Kaschubei, zu Pferd direkt aus Berlin kam. Die Geschichte ist bis heute in der Architektur der Stadt, in ländlichen Bauten der Region, entlang der Wanderwege und Straßen, im Museum selbst, aber vor allem in der nach wie vor lebendigen kaschubischen Sprache, die wie ein Schmetterling im Bernstein dauert zu spüren1.

Aus der Geschichte

Die polnische Bezeichnung „Kaszuby“ bedeutet sowohl das Land (die Kaschubei), als auch dessen Bewohner (die Kaschuben). Die Kaschuben bildeten über Jahrhunderte eine recht ausgesonderte, ethnisch slawische Gruppe mit einer eigener Sprache, eigener materieller und geistiger Kultur. Das von den Kaschuben bewohnte Gebiet erstreckte sich zwischen den Ufern der niederen Weichsel bis hin zur niederen Oder. In den letzten Jahrhunderten verschob sich das Zentrum der Kaschuben immer mehr Richtung Osten. Die heutige Kaschubei ist nur ein Bruchteil des ursprünglichen Territoriums.

Die Kaschuben büßten in der Vergangenheit an ihrer Selbständigkeit, dennoch überdauerten sie viele Tragödien, um, nach langen Jahrhunderten zu dieser Selbständigkeit wieder zu gelangen. Heute leben sie in einer geschlossenen Gemeinschaft auf dem Gebiet des Danziger Pommerns, in der Woiwodschaft Pommern, sie vergessen aber ihre Wurzel und die einst viel breitere Gruppe Baltischer Slawen nicht.

Aus dieser Familie leben die kaschubischen Brüder - die Obodriten und Wilzen – die einstigen Bewohner des heutigen Landes Mecklenburg-Vorpommern – bis heute im Bewusstsein, nicht nur der heutigen Mecklenburgern und West-Pomoranen, aber auch in dem historischen Bewusstsein, in der Literatur und in der Tradition der Kaschuben und den Pomoranen an der Weichsel.

Zum ersten Mal wurde die Bezeichnung Cassubia in einer Urkunde von 1238 erwähnt, und trat in die Titulatur der Fürsten von Westpommern ein, was aber nicht bedeutet, dass diese Bezeichnung zuvor nicht gebraucht wurde. Es wird angenommen, dass die Kaschuben sich hier bereits im6. Jahrhundert angesiedelt hätten. Im 14. Jh. wurden Personen, die aus Westpommern kamen als Kaschuben bezeichnet. Im Laufe der Germanisierung slawischer Bevölkerung im Westen, verschob sich diese Bezeichnung systematisch Richtung Osten.

Später kam die Bezeichnung Kaschubei / Kaschuben in den Osten Pommerns und hing mit der Dynastie der pommerellischen Fürsten zusammen – welche als kaschubische bezeichnet wurde und wahrscheinlich in der Übergangszeit des 10. und 11. Jahrhunderts ihren Anfang genommen hatte, als deren erster Vertreter und der vermutliche Gründer von Gdańsk durch den hl. Adalbert getauft werden sollte.

Aus dieser Dynastie hatten Swantopolk II. und Mestwin II. ihren festen Platz in der Geschichte Pommerns und Polen eingenommen. Als Herrscher der Kaschubei bezeichneten sich in dieser Zeit als Greifen (die Bezeichnung wurde vom Wappen des Landes und des Geschlechts – dem Greifen abgeleitet). Diesen Titel hatten dann die Hohenzoller übernommen. Der letzte pommersche Herrscher aus dieser Dynastie, Kaiser Wilhelm II war auch zu diesem Titel berechtigt. Erst nachdem alle slawischen, evangelischen Bewohner von Pommerellen germanisiert wurden, wurde seither die Bezeichnung Kaschubei vor allem für das, durch die katholische Bevölkerung bewohnte Teil Pommerellens verwendet.

In 1637 erlosch die Dynastie der Herrscher über Westpommern und deren Land wurde zwischen Schweden und Brandenburg geteilt. Nach der 1. Teilung Polens ging auch Westpommern an Preußen.

Seit 1772 befand sich das gesamte kaschubische Sprachgebiet innerhalb des preußischen Staates. Die tiefgreifenden Reformen in der Verwaltung, in der Wirtschaft, Bildung sowie im Militär, die preußische Siedlungspolitik und die Politik der Kirche hatten eine Gemeinsamkeit – den deutlich antipolnischen Charakter der fortschreitenden Germanisierung.

Es war daher nicht verwunderlich, als es sich klar abzeichnete, dass der polnische Staat, mit einem Zugang zum Meer wieder entstehen wird, unter Kaschuben ein breiter nationaler und politischer Wille ausgebrochen war, zu einem Teil des polnischen Staates zu gehören. Diese Erwartungen wurden nur zum Teil erfüllt, denn ein Teil der Kaschuben, aus dem Gebiet Lauenburg-Bütow blieb außerhalb des polnischen Gebietes.

Die Integration der Kaschuben innerhalb des sich neu organisierenden polnischen Staates verlief nicht ohne Probleme. Die Staatsverwaltung schenkte der heimischen Bevölkerung Pommerns anfangs nicht allzu viel Vertrauen und hielt diese für unsicher. So kamen in der Zwischenkriegszeit in die Kaschubei viele Beamten aus anderen Teilen Polens, die aber von den spezifischen Realien dieser Region wenig Ahnung hatten. Es fehlte am Verständnis für die Pflege kaschubischer Sprache und Kultur. Als positiv erwies sich dafür die Entscheidung, das kleine Dorf Gdynia zu einer bedeutenden Hafenstadt auszubauen. Bereits 1926 erhielt Gdynia Stadtrechte und entwickelte sich schnell zu einem modernen polnischen Zentrum an der Ostsee.

Während des 2. Weltkrieges kämpften die Kaschuben erbittert gegen die deutsche Besatzung, und traten massenhaft der Widerstandsbewegung bei. Die Befreiung der Kaschubei durch die Rote Armee wird oft als „die Tragödie der Befreiung“ bezeichnet.

Es begann eine neue Zeit der Unterdrückung, Massenvergewaltigungen, Raub, Vermögensbeschlagnahmungen, Vertreibungen, denn man hielt die Kaschuben oft als „zu wenig polnisch“.

Eine kleine Tauwetter-Periode setzte nach 1956 ein. Es gelang in dieser Zeit eine kaschubische Organisation Zrzeszenie Kaszubsko-Pomorskie zu gründen, die bis heute die Interessen kaschubischer Bevölkerung, aber auch aller in diesem Gebiet Lebenden reell vertritt.

Die Kaschuben bilden heute eine bedeutende ethnische Gruppe, mit stark ausgeprägten geschichtlichen und kulturellen Bewusstsein. Die Kaschuben (deren Anzahl wird heute auf über 550 000 geschätzt) sind hauptsächlich in der Woiwodschaft Pommern ansässig. Sie pflegen sehr effektiv ihre Sprache, Traditionen und Bräuche. Die kaschubische Sprache wird heute an vielen Schulen in der Kaschubei, aber auch in Danzig unterrichtet.

Der Schutz kaschubischer Interessen wird durch das Minderheitengesetz von 2005 gesichert. Seit 2008 gilt auch in Polen die Europäische Charta für Regionale und Minderheitensprachen. Die Ortschaften, aber auch Ämter und Institutionen werden, neben Polnisch auch in Kaschubisch ausgeschildert. Diese sprachliche Doppelbezeichnung vermittelt den Kaschuben, aber auch Touristen ein wichtiges Identitätssymbol der Region.

Kartuzy – die Legende

Die Geschichte der Stadt, sowie der Name Kartuzy hängen mit dem Orden der Kartäuser zusammen. Der Stifter des Kartäuser-Klosters war 1382, ein kaschubischer Adliger Jan z Rusocina (Różęcina), der wahrscheinlich wegen eines verübten Mordes Ablass erkaufen wollte. In dem kaschubischen Geschlecht der Herren von Rusocin gab es ein Mädchen von wundervoller Schönheit. So schön diese junge Frau war, so hochmütig war sie zugleich. Sie war die Schwester des Klosterstifters. Nach dem damaligen Brauch hatten die Adligen auf ihren Anwesen eine speziell eingerichtete Kapelle mit einem Bild der Gottesmutter.

Eines Tages, als dieses Mädchen in der Kapelle saß, verlangte sie von einem Dienstmädchen, dass diese ihr bestätigt schöner als Anblick der Gottesmutter zu sein. Als das Dienstmädchen die Frage verneinte, lief das Mädchen ins Haus und zog das schönste Gewand an. Lief wieder in die Kapelle und fragte erneut. Als das Dienstmädchen diese Frage erneut verneinte, zog sie noch prächtigen Schmuck dazu. Als das Dienstmädchen zum dritten Male den Anblick der Gottesmutter über die Schönheit ihrer Herrin hielt. Lief diese aus der Kapelle schreiend, wofür sie von einem Teufel entführt wurde. Irgendwo, zwischen den zwei Seen in Kartuzy, auf dem Anwesen der Herren von Rusocin fand ein Hirte einen schönen kleinen Schuh. Als dann darüber in der Gegend bekannt wurde, beschloss der adlige Jan, an dortiger Stelle ein Kloster zu bauen. Um der Gottesmutter wieder zu gefallen wurde das Kloster als „Kloster der Gottesmutter“ erbaut. So waren die Anfänge des Marienparadies in der Kaschubei. So sehen es die alten Überlieferungen, die nach und nach erzählt werden.

Der auf dem kaschubischen Lande ansässige Kartäuser-Orden bestand bis 1823. In dieser Zeit war Kartuzy, obgleich noch ein Dorf, ein Kreissitz. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Kartuzy, kraft des Versailler Vertrags, ein Teil des polnischen Gebietes. Am 29. März 1923 wurden Kartuzy die Stadtrechte sowie ein Stadtwappen verliehen. Auf diesem Wappen ist ein, Greifen, von 7 Sternen umgeben, zu sehen. Diese Sternen sind Symbol für die ersten Kartäuser, die sich in der Kaschubei niedergelassen hatten.



Die Entstehung des Kaschubischen Museums in Kartuzy.

Die Anfänge des Museums reichen bis in die 20er Jahre des 20. Jh. zurück. In dieser Zeit wurde Franciszek Treder von Aleksander Majkowski dazu überredet, eine Sammlung von Artefakten aus der Kaschubei aufzubauen. Der 2. Weltkrieg bedeutete eine längere Pause für die Verwirklichung der Idee, ein Kaschubisches Museum ins Leben zu rufen. Dieser Gedanke kam aber gleich nach Kriegsende, 1945 wieder.

1945 hatte sich für die Entstehung des Museums das Regionale Zentrum für Kultur- und Kunstforderung eingesetzt. Im Museum wurde auch die Werkstatt für kaschubische Stickereien, unter der Leitung von Franciszka Majkowska errichtet. Bereits vom 26. August bis zum 15. Oktober 1945 konnte man die erste Ausstellung kaschubischer Volkskunst besichtigen.

In anderen Räumen des „Kaschubischen Hofes“ wurde die „Ausstellung des Polnischen Martyriums“ eröffnet.

1946 wechselte das Museum den Sitz und zog vom „Kaschubischen Hof“ in ein Gebäude an der ulica Kościerska. Leiter des Museums wurde Franciszek Treder. Die 1947 gegründete Dr. Aleksander-Majkowski-Gesellschaft zur Unterstützung des Kaschubischen Museum half Franciszek Treder bei diversen Umbauarbeiten sowie bei der Verwaltung. Der neu eingerichtete Sitz wurde am 1. Mai 1947 für die Besuchern eröffnet.

Am 1. Januar 1950 wurde das Kaschubische Museum – so wie alle anderen Museen in Polen – verstaatlicht, Franciszek Treder wurde zum ersten Leiter und Kurator des Museum ernannt.

Seit 1989 ist das Museum eine selbständige Kultureinrichtung der Stadt. Die Sammlung des Museum wird in acht Ausstellungsräumen des Hauptgebäudes (Fischerei, Landwirtschaft, Haushalt, kaschubische Keramik, kaschubische Stickereien, Mitgift einer Braut, Kaschubische Stube, historischer Saal) sowie in drei Räumen des Wirtschaftshauses ausgestellt.

Das Museum besitzt eine einzigartige Sammlung von Glas- und Spiegelmalerei sowie eine Sammlung kaschubischer Hauben aus dem 18. und 19. Jh. (Goldbrokat), die in unserer Dauerausstellung gezeigt werden.

Es werden auch Boote kaschubischer Fischern ausgestellt. Eines dieser Boote stammt von 1381. Von den ausgestellten Möbeln ist das Bett für Kinder, mit verstellbarer Länge besonders hervorzuheben. Hier auch eine Besonderheit; die Mädchen in der Kaschubei hatten oft in Schubladen geschlafen. Zu sehen sind auch Matten aus Lindenblast sowie aus dem, in Łączyńska Huta wachsendem Schilf – einem alten Material, welches hier bereits in der Jungsteinzeit (3000-4000 Jahre v. Chr.) verwendet wurde.

Neben der Dauerausstellung koordiniert das Museum viele wertvolle Initiativen, darunter Sonderausstellungen, zahlreiche Vorträge und viele anderen Veranstaltungen. Dazu gehören Workshops mit Kindern und Jugendlichen. Dabei bekommen die Schüler die Gelegenheit sich praktisch mit dem regionalen Handwerk auseinanderzusetzen. Die Veranstaltungen mit den Schülern finden sowohl im Schuljahr als auch in den Winterferien statt. Seit einiger Zeit bietet das Museum auch interaktive Museumsbesuche für Interessierten aller Altersgruppen an. Nicht zu vergessen sind auch unsere Freilichtveranstaltungen, wie das Festival Kaschubischer Liköre, Ethno-Markt und in den letzten Jahren die immer besser besuchte „Museumsnacht“.

Die Dauerausstellungen des Kaschubischen Museums

ERDGESCHOSS

Die Exponate des Kaschubischen Museums in Kartuzy hängen mit dem Alltag und mit der Arbeit kaschubischer Bevölkerung; mit dem Fischfang, der Landwirtschaft, dem Haushalt bis hin zur künstlerischer Tätigkeit zusammen. Diese Gegenstände widerspiegeln das Leben der Kaschuben im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

DIE FISCHEREI (Erdgeschoss, Saal I)

Die Fischerei ist, neben der Landwirtschaft, die wichtigste Beschäftigung der Kaschuben. Zahlreiche Seen mit vielen Fischarten, lieferten den Kaschuben reichlich Ernährung. Zu den gefangenen Fischarten gehörten vor allem Hecht, Flussbarsch, Quappe, Schleie, Brachse, (Brasse), Forelle, Schlammpeitzger, Gründling, Kleine Maräne, Rotauge und Aal. Die Fischer nutzten seit Jahrhunderten vor allem kleine Einbaum-Boote. Erst später kamen Boote, wo sowohl der Boden, als auch der Bord aus mehreren Einzelteilen zusammengebaut wurden. Die Fischerboote sind in der Ausstellung zu sehen. In der Sommerzeit fuhren die Fischer meist mit drei Booten aus. Zwei davon waren jeweils mit einem Wellrad zum Ziehen der Fischnetze ausgestattet. Auf dem dritten Boot landeten die gefangenen Fische. Zum ziehen eines Fischnetzes brauchte es damals von vier bis sechs Fischer. Diese Methode des Fischfangs ist, vereinzelt, sogar bis heute zu beobachten.

Neben den Booten werden auch Werkzeuge und Zubehör, welche von den Fischern in unserer Region verwendet wurden und werden: Fischspeere, Lampen, welche die Fische in der Nacht köderten, Fischnetze. Ein Teil der Geräte diente dem Winterfischfang.

Im Winter konnte man erst dann fischen, wenn das Eis entsprechend fest gefroren war. Abhängig von der Eisschicht wurden von 8 bis 13 Männer mit Fischfang beschäftigt. Alles wurde von einem Fischer, der über längste Erfahrung verfügte, überwacht. Zum Fischen wurden Ringwaden eingesetzt, welche größer als jene für den Sommerfischfang waren. Deren Länge reichte bis 250 m. Außerdem wurden auch Stellnetze verwendet.

DIE LANDWIRTSCHAFT (Erdgeschoss, Saal II)

Die Landwirtschaft war die Grundlage der Existenz in der Kaschubei. Die Bedingungen für die Landwirtschaft waren aber nicht gut. Diese wurden durch den mageren Boden, durch das Klima, aber auch durch die sehr unterschiedliche Gestaltung des Terrains beeinflusst. Die kaschubischen Bauern gehörten in Pommern zu den ärmsten Berufsgruppen.

Nach der Bauernbefreiung im 19. Jh. führten die kaschubischen Bauern ihre landwirtschaftlichen Betriebe hauptsächlich mit dem Zweck der Eigenernährung deren Familien fort. Die größeren Bauern, die „Gburen“ genannt waren, beschäftigten neben ihren Familien, auch Feldarbeiter. Neben den Bauern, welche auf eigenen Feldern und Gehöften arbeiteten, gab es auch Bauern, die bei den größeren „Gburen“ unter Pachtvertrag standen.

Bis zum 19. Jh. arbeiteten die kaschubischen Bauern hauptsächlich mit einfachen Geräten aus Holz und bestellten ihre Felder nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden, durch die reicheren Bauern, vermehrt modernere Geräte aus Eisen eingesetzt. Man stellte auch die landwirtschaftliche Produktion um, indem man Fruchtfolge einführte. Langsam dachte man auch an Düngung zur Steigerung der Erträge. Die landwirtschaftlichen Geräte wurden hauptsächlich durch die Bauern selbst hergestellt, bzw. von anderen regionalen Produzenten, vor allem Schmieden, auf den Jahrmärkten gekauft.

Die Felder in der Kaschubei wurden mit den vier Getreidearten; Gerste, Weizen, Roggen und Hafer bestellt. Dazu kamen Kartoffel, Rübe, Steckrübe, Buchweizen sowie Lein. Interessant dabei war, dass das erste Korn, dass die Bauern aussäten, jenes Korn war, welches aus den, zu Mariä Himmelfahrt (am 15. August) geweihten Ähren gewonnen wurde. Dies sollte den Bauern eine reiche und gesunde Ernte bringen. Der Ackerbau war in der Kaschubei auch eng mit der Tierzucht verbunden. Das war, neben dem Getreide und Gemüse, die wichtigste Ernährungsquelle. Die Tiere dienten auch als Arbeitskraft in der Landwirtschaft.

In der Ausstellung sind landwirtschaftliche Geräte aus der Region zu sehen. Es sind u.a. Furchenzieher, Pflüge mit Zweiarmbögen, Walzen, Eggen und Grubber.

Bei den Feldarbeiten wurden auch mehrere Hilfsgeräte verwendet. Die Ausstellung zeigt zur Zeit zwei Joche (für Ochsen- und Kuhgespann) sowie Einzelgeschirr. Eine interessante Anmerkung in Bezug auf die Kaschubei; in dieser Region wurden die Pferde als Zugtiere relativ spät eingespannt. Es kam daher, dass sich die Pferde in diesem schweren Gelände nur mäßig bewährten. Wir haben hier oft mit Sumpfböden, Moor und sonst weichem Boden zu tun. Um im Boden nicht zu versumpfen musste man für die Pferde sogenannte „Pferdeschuhe“, die in der Ausstellung ebenfalls gezeigt werden, verwenden. Dazu waren die Pferde auch teuer. So fanden Kühe und Ochsen viel breiter ihre „Verwendung“. In demselben Saal befinden sich auch viele Gegenstände, die zum Teil aus Stroh geflochten wurden – Schlitten mit geflochtenen Stützseiten, Schuhe deren Hauptaufgabe das Wärmen von Füßen im Winter war - „kaszëbszcé adidasë”, Sternsingergewand sowie Maskaronen

Noch vor einigen wenigen Jahrzehnten war oft am Heiligabend, in mehreren Häusern „gwiȏzdkã“ als Gast. Unter dieser kaschubischen Bezeichnung verbergen sich Umzüge von Sternsingern, welche sich als Tiere: Ziegenböcke, Störche, Bären, aber auch als greise Frauen und Männer verkleideten. In der Ausstellung ist eine Verkleidung als Storch zu sehen

Dieser Umzug wurde durch Musik, Weihnachtsliedgesang, aber auch von unzähligen Scherzen begleitet. Die verkleideten Dorfbewohner bekamen dafür etwas zum Essen und kleine Geschenke.

HAUSHALT (Erdgeschoss, Saal III)

In diesem Saal werden landwirtschaftliche Messgeräte, Einrichtungen zum Aufbewahren von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Geräte zur Verarbeitung von Nahrungsmitteln sowie die wichtigsten Haushaltsgeräte ausgestellt. Auch in einem kaschubischen Haushalt spielten die Waagen eine wichtige Rolle. Neben den typischen Schalenwaagen wurden in der Region auch Hängewaagen häufig verwendet. Zu Vorbereitung des Brotteigs wurde allgemein Brottrog verwendet.

Eine interessante Sammlung bilden Buttermaschinen. Über diesen Geräten hängen auch Butterformen.

Wohl in allen Kulturen hängen mit der Ernährung auch zahlreiche Bräuche zusammen. Was verspeist wurde, hing von der wirtschaftlichen Lage der Gruppe, aber auch von der Religion und den, in der jeweiligen Gegend aufkommenden Pflanzen und lebenden Tieren ab.

Die reiche Natur der Kaschubei; die Wälder, Seen und Gärten, bestimmten entscheidend die kaschubische Küche. Dennoch ernährten sich die Kaschuben bescheiden. Es wurde nicht viel Fleisch, meist in der Winterzeit und an Festtagen gegessen. Geräuchertes Schweinefleisch, Rindfleisch und Schaffleisch dienten eher der geschmacklicher Anreicherung anderer Gerichte. Das Fleisch wurde auch bei wichtigeren Anlässen und beim Gästebesuch, oft mit Brot als Stolz der Hausfrau serviert. Dies aber vor allem in wohlhabenden Haushalten. Das Fleisch kommt aus der regionalen Zucht kaschubischer Landwirte. Das Vieh wird mit natürlichem Futter ernährt. Da die meisten Kaschuben katholisch waren und sind, hingen manchen Bräuche mit dieser Konfession zusammen. Vor allem ist hier an das Fasten zu denken, als zum Hauptmenü in dieser Zeit vor allem Kartoffeln, Steckrüben, Karotten, Sauermehl, Grütze, gesalzene Heringe sowie andere Fische gehörten. Man glaubte auch daran, dass das Gemüse, wie Steckrüben, Karotten besser in der Zeit um St. Hedwig zu ernten seien, denn diese Heilige für bessere Süße der Gemüse sorgen wird. Nach dem Kalender der Feste und Bräuche richteten die Bauern auch die Aussaat- und Erntezeit.

Zu den wichtigsten Bestandteilen kaschubischer Küche gehörte auch die Milch, sowie deren Erzeugnisse. Es waren vor allem Buttermilch, welche zum Mittagessen getrunken, aber auch Butter, deren Überschuss verkauft wurde.

Aus Getreide wurden verschiedene Arten Grütze hergestellt. Aus Grütze machte man sowohl Hauptgerichte, als auch wurde diese in Suppen serviert.

Zu den populärsten Gerichten der Kaschuben gehörte auch Gänseschmalz, welches gesalzen über längere Zeit in Tontöpfen aufbewahrt wurde. Gänseschmalz war oft als Beilage aber auch, bis heute, als beliebter Brotaufstrich verspeist. Fisch auf dem kaschubischen Tisch war in allen möglichen Formen der Zubereitung; gebacken, gekocht, geröstet, seltener gebraten zu finden.

Die mageren, leicht saure Böden der Kaschubei, eigneten sich ausgezeichnet für den Anbau von Erdbeeren. Die Erdbeere wurde in die Kaschubei aber erst zu beginn des 20. Jh. geholt. Die ersten Anbaufelder entstanden um Długi Kierz, westlich von Kartuzy. Mit der Zeit aber breiteten sich die Anbauflächen aus und heute kann man die Erdbeere auf den Feldern der ganzen Kaschubei finden. Die Kaschubei wurde auch zum Erdbeergebiet in Polen schlechthin ernannt. Im Spätfrühling und im Frühsommer kann man in der Kaschubei, entlang aller Landstraßen Erdbeeren direkt vom Stand kaufen. Die kaschubischen Erdbeeren zeichnen sich durch vorzügliches Aroma und einzigartige Süße aus.

TÖPFEREI ( Erdgeschoss, Saal IV)

Die Töpferei gehört in der Kaschubei zu den ältesten Zweigen des Handwerks. Die kaschubische Keramik greift auf jahrhundertelange Tradition zurück. Zu den ersten wichtigen Zentren dieses Handwerks gehört Kościerzyna (Berent), wo 1861 bereits 18 Töpfer tätig waren. In zahlreichen Töpfereien wurde vor allem für den Haushalt produziert. In Kościerzyna hatte u.a. Michał Necel (1831-1895) seine Werkstatt. Dessen Sohn Franciszek (1869-1935) ging um 1897 nach Chmielno und gründete dort 1907 seine eigene, über die Kaschubei hinaus, bekannte Werkstatt. Dies kam mit der Renaissance der Töpferei zeitlich zusammen. Anfangs des 20. Jahrhunderts hatten die Ethnographen Teodora und Izydor Gulgowski, in Wdzydze, das landesweit erste Freilichtmuseum gegründet. Unter deren Einfluss begann Franciszek Necel ornamentierte Keramik nach eigener Technologie herzustellen. Er war der erste, der bei der Herstellung seiner Gefäße Doppelbrand-Verfahren (nach dem ersten Brennen bemalte er seine Töpfe) verwendet hatte. Sein Sohn Leon (1905-1968) setzte die Arbeit in der Technologie seines Vaters fort.

In der Ausstellung kann man die Einzelnen Verfahrensschritte der Keramikherstellung kennenlernen. Als fertige Erzeugnisse in der Ausstellung sind: Offenkacheln, Vasen, Schüssel, Krüge, Teller und viele andere Erzeugnisse, die hauptsächlich aus den heute noch bekannten Werkstätten (der Meissner, Necel, Kaźmierczak und Król) kommen zu sehen. Die Werkstatt Necel in Chmielno ist wohl die Bekannteste und wird von vielen Touristen, aber auch von den Einheimischen besucht. Der jüngste Vertreter der Familie - Karol Elas Necel - gehört bereits der zehnten Töpfer-Generation dieser Familie an. Die in der Ausstellung gezeigte Keramik enthält viele, für die Kaschubei typischen Motive, wie der Kaschubische Stern, Fischschuppe, Tulpe und Holunder. Dazu kommen noch wellige Linien bzw. kleine Pünktchen.

Volkstümliche Spielzeuge, Musikinstrumente und Volkskunst (Erdgeschoss, Flur)

Als Teil dieser Ausstellung werden volkstümliche Spielzeuge, Musikinstrumente sowie Ornamentik von Dachgiebeln präsentiert. Bei den Spielzeugen handelt es sich um kleine Windrädchen, Karussellen oder auch kleine Schubkarre. Die Spielzeuge in unserer Sammlung illustrieren auch die Arbeit von alten Handwerkern (eines Schmieds, eines Sägers), aber auch die tägliche Arbeit der Dorfbewohner, wie zum Beispiel die Tabakherstellung, das Mahlen, oder auch die Butterherstellung.

Somit erfüllen diese Spielzeuge auch die Bildungsfunktion bei den jüngeren Besuchern. Die Spielzeuge wurden für die kaschubischen Kinder hauptsächlich aus Holz hergestellt. Spezialisiert darauf waren viele einheimische Volkskünstler, darunter Apolinary Pastwa aus Wąglikowice, dessen Werke in unserem Museum zu bewundern sind hergestellt. Als Motive dienten hier vor allem Tiere; Vögel und Ponys. Darüber hinaus wurden Spielzeuge aus Tonerde und Kuhhorn hergestellt. Es sind, neben den Tiermotiven auch kleine Schiffe, Sparschweinchen oder auch Fische. Die hier ausgestellten Spielzeuge haben als Ziel, das Interesse der kleinsten Besucher nicht für die alten Spielzeuge selbst, aber auch für die Kinderspiele zu erwecken. An diversen Kursen, welche unser Museum bietet, kann man das Weben, Bildhauen aber auch Stricken und das Herstellen von diversen Gegenständen aus Filz und Stoffpuppen erlernen.

Die kaschubischen Musikinstrumente, die hier ausgestellt werden, vor allem „Teufelsgeige“, Bazuna (holzerne Trompete) oder Burczybas (meins ein kleines Fass, an dem Pferdeschwanzhaare hängen und an denen mit feuchten Händen gezogen wird), werden bis heute noch von Volksmusikgruppen gespielt. In dieser Ausstellung sind auch kaschubische Noten zu sehen, die, auch wenn mit kleinen Abweichungen, in der ganzen Region noch gespielt werden. Die Eigenart kaschubischer Noten besteht darin, dass es sich hier um eine Art Zeichensprache handelt. Das Lesen und Singen aus kaschubischen Notenheften, sowohl in den Schulen als auch zu Hause, half den Kaschubischen Kindern, in der Zeit der Teilung Polens, die kaschubische Sprache zu lernen und somit am Leben zu bewahren.

Im 19. Jh. wurden die Noten mit der Kreide, oft noch, einfach an den Türen, auf den Tischen oder einfachen Holztafeln gezeichnet.

Im Flur stellen wir „Klëki”, eine kaschubische Bezeichnung für einen Stock, hier einen besonderen Stock, als Symbol der Macht eines Schulzen aus. Mit diesem Stock wurden die Dorfbewohner zu Versammlungen bestellt. Immer, wenn der Schulze etwas Wichtiges zu berichten bzw. zu verordnen hatte.

Klëki zeichneten sich durch diverse Ornamentik aus. Alle hatten aber ein Loch in welches der Dorfschulze Zettel mit wichtigen Nachrichten für alle Dorfbewohner steckte. Dieser Stock wanderte dann von einem Haus zum anderen, damit so die wichtigen Nachrichten weit verbreitet werden konnten. Mit einem roten Band kündigte man im Dorfe Hochzeiten, und mit einem schwarzen Tod eines Mitbewohners an.

KASCHUBISCHE STICKEREI (Obergeschoss, Saal I)

In diesem Saal sind Beispiele, sowohl für die traditionelle, als auch die gegenwärtige kaschubische Stickereien zu finden. Die Geschichte der Stickerei in der Kaschubei begann bereits im Mittelalter, in Żukowo und hängt mit den Schwestern des Prämonstratenser- Ordens, die zu Beginn des13. Jh. nach Żukowo kamen zusammen. Zuerst waren die Motive einfarbig, meist mit silbernen oder goldenen Fäden geschmückt. Die Schwestern schmückten zu Beginn vor allem Kopfbedeckungen und liturgische Gewänder. In der Ausstellung sind Kopfbedeckungen aus der Zeit des 17. – 19. Jahrhunderts zu sehen.

Die Kopfbedeckungen mit Goldverzierung wurden in den Anfängen dieser Kunst in der Kaschubei durch die Stickerinnen in den Klöstern von Żukowo und Żarnowiec angeertigt. Dann erlernten dieses Handwerk auch viele reichere Kaschubinnen. Diese, mit Silber oder Gold verzierten Kopfbedeckungen waren das Prunkstück eines Festkleides. Zu den häufigsten Motiven dieser Stickereien gehörten vor allem Pflanzen – Tulpen, Palmetten, Gänseblümchen sowie Granatfrucht.

Diese Kopfbedeckungen wurden nur von reichen Frauen getragen. Im 19. Jh. war eine solche Haube teurer als eine Kuh. Der Orden wurde aber in der Mitte des 19. Jh. aufgelöst. Die Tradition der Stickereien aus Żukowo wurde, zum Glück, von einzelnen Kaschubinnen, vor allem von Marianna Okoniewska gepflegt. Sie brachte diese Kunst ihren Nichten bei, die wiederum sorgten für wachsendes Interesse für die kaschubischen Stickereien auch außerhalb der Kaschubei.

DIE AUSSTEUER DER BRAUT (Obergeschoss, Saal II)

Die ehelichen Beziehungen in der Kaschubei begannen gewöhnlich mit dem „Verkuppeln“ der „Kandidaten“ . Die dafür verantwortlichen Personen wurden, je nach Effizienz, oft reichlich entlohnt. Wenn aber sich herausstellen sollte, dass die Braut und der Bräutigam zueinander nicht passten, konnten diese „Beauftragte“ anstatt Entlohnung auch aus dem Dorf vertrieben werden.

Das künftige Ehepaar machte in der Kirche entsprechende Heiratsankündigung, und die Zeugen waren für die Einladungen verantwortlich. Am Vortag des Ehefestes veranstaltete man den Polterabend. Dabei wurde, meist vor dem Haus der Braut, das Glas zerschlagen. Es sollte Glück ins Haus bringen. Das Hochzeitsfest fand meistens im Hause der Braut statt.

Die Vermählung und das Hochzeitsfest fanden meistens im Herbst bzw. im Winter statt, da man kurz davor viel Fleisch aus der Schlachtung hatte. Die Feierlichkeiten begannen meist am Dienstag und dauerten so lange, bis die finanziellen Mittel der Familien ausreichten. Der Tausch des Kranzes gegen eine Haube auf dem Kopf der Braut war der Höhepunkt des Festes und bedeutete den Anfang eines neuen Lebensabschnittes und die neue Stellung in der Gesellschaft.

Nach den Feierlichkeiten kam der Umzug der Braut ins Haus deren Ehemannes. Nach der Tradition waren die Eltern der Braut zu einer Aussteuer verpflichtet. Der Wert der Aussteuer hing von deren finanziellen Lage ab. Die Aussteuer bestand aus den Gegenständen des alltäglichen Lebens. Dazu gehörte u.a. die Bettwäsche und die Wäsche. Ferner kam auch gewöhnliche Haushaltsausstattung. Man packte alles in eine Aussteuer-Kiste. Bei reicheren Aussteuer wurden auch Schränke übergeben. Im Hohlsaum der Bettwäsche konnte man oft Mirta finden. Mirta sollte schmerzfreie Geburten in der Zukunft garantieren. In den Aussteuer-Kisten befanden sich oft auch kleinere Kästchen (ein Schließfach) mit Kostbarkeiten.

In diesem Saal wurden auch volkstümliche Holzskulpturen ausgestellt. Diese kann man nach zwei Themen unterteilen - der Glaube und die Arbeit – unterteilen. Ausgestellt sind auch von Hand geflochtene Gegenstände.

Die Holzkisten in der Kaschubei

Kisten gehörten in der Kaschubei zu der Grundausstattung des Haushaltes. Das Museum stellt zur Zeit acht Kisten aus dem 19. Jahrhundert aus.

Diese Kisten wurden meistens aus Kieferholz hergestellt. Einige von ihnen haben Griffe an ihren Seitenwänden. Unter den flachen Deckeln befanden sich oft die kleinen Schließfächer für die Kostbarkeiten.

Bezeichnend für die kschubischen Kisten waren ihre Ornamente. Auf meist braunen Farbuntergrund gab es an der Stirnwand zwei Flächen für die Ornamentik. Diese Flächen waren meist mit blauem Untergrund. Auch hier gab es hauptsächlich pflanzliche Motive in Weiß und Rot. Manchmal konnte man dort auch das Herstellungsdatum finden.

In diesen Kisten wurden vor allem Kleider, Bettwäsche und Gegenstände, die man nicht jeden Tag brauchte aufbewahrt. Sie spielten eine wichtige Funktion in der Aussteuer einer Braut. Die Kisten wurde oft auch als eine zusätzliche Abstellfläche benutzt. Die intensive Nutzung der Kisten führte leider oft zu Beschädigungen an den reichen Dekorelementen.

KSCHUBISCHE STUBE (Obergeschoss, Saal III)

In der Ausstellung zeigen wir auch eine traditionelle kaschubische Stube aus der Zeit der des 19. und 20. Jahrhunderts mit dazu gehörender typischen Ausstattung; Möbel, aber auch Bilder und diverse Elemente der volkstümlichen „Verschönerung“ eines jeden Hauses.

In einer solchen Stube hat man den Alltag verbracht: man hat Gäste empfangen, man hat gespeist, geschlafen und sich ausgeruht.

In der Mitte stand ein Tisch und Stühle mit ornamentierten Lehnen. An den Wänden standen oft auch ornamentierte, in verschiedenen Farben gestrichene Kleider- bzw. Küchenschränke sowie Kommoden, Bänke und Betten. Die Betten hatten oft noch Schubladen, die manchmal die Funktion eines zusätzlichen Bettes erfüllten.

Die kaschubischen Familien waren sehr zahlreich, wohnten aber oft nur in einem Wohnraum. Daher mussten diese Räume sehr funktionell sein. Je nach Bedarf, sollten die Betten oft mit einer zusätzlichen Fläche, auch nur für die Nacht, erweitert werden. In der Ausstellung haben wir auch ein Bett, welches zusammen mit dem Kind „wächst“. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Gerät, in Kaschubisch Pyzder, mit welchem die Eltern deren Kinder bestraften.

In diesem Saal kann man auch eine große Sammlung kaschubischer Glasmalerei bewundern. Diese zeichnet sich durch ihre Einfachheit im Einklang der Narration aus.

Aus dieser Sammlung ist besonders das Bild der hl. Anna, mit Spiegelglas-Untergrund hervorzuheben. Charakteristisch für die Kaschubei sind aber Bilder, dessen Untergrund aufgedruckte Gesichter darstellen. Eine weitere Besonderheit sind Büsten mit einer blumigen Umrandung.

Kartuzy und die Kartäuser (Obergeschoss, Saal IV)

In der Ausstellung lernen wir auch die Geschichte des Kartäuser-Ordens, somit auch die Geschichte der Ortschaft kennen. Dieser Orden gilt als jener mit den strengsten Regeln in der gesamten katholischen Kirche. Die Mönche unterordneten ihr ganzes Leben der Erwartung der Wiederkunft Christi. Alle Klöster des Ordens waren voneinander ökonomisch unabhängig und selbstversorgend. Das hieß, die Mönche mussten in der Lage sein, sowohl sich selbst zu ernähren als auch über die entsprechenden handwerklichen Fähigkeiten verfügen. Das Leben in Einsamkeit und Gebet zeichnet diesen Orden bis heute aus. Die wichtigsten Exponate dieses Teils der Ausstellung sind zwei Holzskulpturen aus der Kartäuser-Werkstatt, aus der Zeit vor 1700. Diese beiden Skulpturen, von je ca. 1 m. Höhe, sind aus Eichenholz und widerspiegeln die damalige Vorstellung des hl. Bruno von Köln, der den Orden 1084 in La Grande Chartreuse gegründet hatte sowie des sächsischen Mönches Johannes Deterhus, der 1381, aus Prag in die Kaschubei kam. In der Kriegszeit wurden diese Skulpturen in der Erde, auf einem Friedhof versteckt.

Eine weitere Skulptur stellt den hl. Johannes Nepomuk dar und stammt aus einer kleinen Straßenkapelle in Goręczyno. In diesem Saal wird auch eine echte Mönchskutte aus Kartuzy gezeigt. Ausgestellt werden in diesem Saal auch Elemente des Geschirrs, welches die Mönche in Kartuzy bis heute benutzen; vor allem Teller und Besteck.

Am 18. August 2001 versammelten sich auf dem Markt in Kartuzy ca. 5 Tausend Kaschuben. Aus diesem Anlas wurde ein großes Familienfoto aufgenommen, welches man auch in diesem Saal zu sehen bekommt.

In unserer Ausstellung findet man auch alte Münzen aus dem 1. und 2. Jahrhundert sowie aus der Zeit des 15. - 20. Jahrhunderts, die zwar in Danzig ausgegraben, aber dem Museum als eine Schenkung des Prof. Gerard Labuda überreicht wurden. Die älteren Münzen wurden dafür in der Nähe des Klasztorne-See gefunden.

Im Jahre 2019 wurde auch ein Wirtschaftsgebäude für die Ausstellungszwecke umgestaltet. Darin finden auch zahlreiche thematische Ausstellungen statt.

Jeder Gast, der das Museum besucht, wird mit dem kaschubischen Schnupftabak und dem Spruch Chcëme lë so zażec (etwa „genieße es“) begrüßt. Die Besucher sollen auch unbedingt versuchen, das Kaschubische Alphabet Kaszëbsczi Nutë, eine Art Hymne an die Kaschubische Sprache zu singen.

(oprac. Barbara Kąkol tłumaczenie Marek Kozłow)

1 Józef Kisielewski, Ziemia gromadzi prochy, Edynburg, 1941 r., s.367